Veterinärmedizin

Im Studium der Veterinärmedizin wird mit Tieren häufiger umgegangen als in den beiden anderen Fächern. Entsprechend ist auch die Anzahl der tierverbrauchenden Pflichtpraktika und die mit ihnen verbundene Anzahl der zu absolvierenden Semesterwochenstunden wesentlich höher.

Zusätzlich zu den unten etwas näher beschrieben Praktika wird auch ein Schlachthofpraktikum verlangt, das durch die Approbationsordnung vorgeschrieben ist.

Zoologiepraktikum
An zwei der fünf Universitäten werden Vertreter verschiedener Tierstämme (Schlauchwürmer, Insekten, Fische usw.) seziert. Obwohl im Anatomiepraktikum wesentlich intensiver und häufiger präpariert werden muss, ist die Zahl der extra getöteten Tiere im Zoologiepraktikum ungleich größer.

Die anderen drei Hochschulen bieten Zoologie nur als Vorlesung an bzw. der Lehrstuhl ist nicht besetzt (Stand: 2010).

Das Anatomiepraktikum
Mit weit über 100 Kurstagen bildet dieses Praktikum einen zentralen Studienschwerpunkt der Vorklinik. Im Vordergrund steht das Studium von Lage und Aufbau der Knochen, Muskeln, der inneren Organe von Haustieren wie Rindern, Schweinen, Pferden, Schafen, Ziegen, Hunden und Katzen, das hinsichtlich des Erkennens und der Behandlung von Krankheitszuständen späterer Tierpatienten Voraussetzung ist. Meist finden natürlich oder durch Unfälle gestorbene Tiere Verwendung, es werden aber auch alte oder ursprünglich zur Schlachtung ‘bestimmte’ Tiere für die anatomischen Studien angekauft und getötet.

Physiologiepraktikum

Die klassischen Froschversuche werden nur noch vereinzelt verlangt. Vorrangig stehen Darmversuche auf dem Programm, entweder an Schlachthofmaterial oder von getöteten Ratten. Außerdem kommen Nervenversuche zum Einsatz, die teilweise durch Computersimulationen angeboten werden, aber auch noch immer an Fröschen. Daneben werden vereinzelt nicht-invasive Versuche durchgeführt. Einige Universitäten bieten außerdem Pansenuntersuchungen an fistulierten Schafen oder Rindern (den Tieren wurde ein wieder verschließbares Loch in die Bauchwand operiert).

Operations- bzw. Chirurgieübungen
In diesem Praktikum, das im klinischen Teil des Studiums (Hauptstudium) abgehalten wird, sollen die Studierenden die Grundlagen der Veterinärchirurgie und -anästhesie erlernen, z.B. orthopädische Versorgung, Augen- und Ohrenchirurgie, Wundversorgung, Geburtshilfe, Enthornung, Amputation, Sterilisation oder Kastration. In den meisten Kursen werden dafür tote Tiere verwendet, die i.d.R. natürlich gestorben sind oder krankheitsbedingt eingeschläfert wurden, oder Tierteile von geschlachteten Tieren, wie Rinderklauen, Pferdehufe, Köpfe und innere Organe von Schweinen, Rindern oder Pferden. An einigen Hochschulen werden daneben auch Eingriffe an narkotisierten Tieren vorgenommen, die nach dem Versuch getötet werden.

Praktikum zur Versuchstierkunde/ Pharmakologie
Im Praktikum zur Versuchstierkunde werden Versuche an Mäusen, Ratten und Kaninchen durchgeführt, etwa Narkoseübungen, Übungen zur Blutentnahme oder “operative” Eingriffe. Lernziel ist das “wissenschaftlich-experimentelle Arbeiten” mit Versuchstieren, letztlich also der Tierversuch an sich.

Mikrobiologie
Im mikrobiologischen Praktikum werden z.T. Hühnerembryonen mit Viren beimpft bzw. Mäuse mit verschiedenen Erregern infiziert.

Biochemie
Im Praktikum können Versuche mit Rattenlebern anstehen bzw. es werden isolierte Mitochondrien aus Rattenlebern verwendet.

Parasitologie/ Tropenveterinärmedizin
Zum Studium von Parasiten und zur Beobachtung des Krankheitsverlaufes kann die Infektion verschiedener Tiere mit Parasiten im Praktikum vorgesehen sein.

Das Schlachthofpraktikum
Seit dem in Kraft treten der neuen Tierärztlichen Approbationsordnung (TAppO) im November 1999 müssen nicht mehr wie zuvor sechs Wochen im Schlachthof absolviert werden, sondern drei. Das Schlachthofpraktikum stellt für Vegetarier eine der größten Hürden des Tiermedizinstudiums dar. Weitere drei Wochen müssen in einer für die Hygieneüberwachung in Schlachthöfen oder Lebensmittelbetrieben zuständigen Behörde abgeleistet werden.