Über SATIS

In den Studiengängen der Biologie, Human- und Veterinärmedizin werden noch immer viele Studierende unter Einsatz von Tieren ausgebildet. Wir zeigen innovative und pädagogisch hochwertige humane Lehrmethoden, die konservativen Kursangeboten in nichts nachstehen und einigen Studien zufolge sogar besser abschneiden. Abgesehen davon, dass zunehmend gleichwertige, moderne Alternativen zur Verfügung stehen und es damit nicht nur unethisch ist, Tiere wegen des bloßen Lernzwecks zu töten, sondern auch unrechtmäßig, qualifiziert der Tierverbrauch im Studium oft nicht für die spätere Tätigkeit im Beruf.  Die Übungen sind rein informativ. Beispielsweise müssen angehende Biologen, die später mit Tierversuchen arbeiten wollen, extra einen tierexperimentellen Kurs (FELASA) absolvieren.

Im Projekt SATIS (lat. „Genug“) setzt sich der Bundesverband Menschen für Tierrechte für eine Ausbildung mittels humaner Lehrmethoden ein. SATIS versteht sich als Kontakt- und Anlaufstelle für Studierende, DozentInnen und HerstellerInnen alternativer Lehrmaterialien.

SATIS-Entwicklung

SATIS wurde im Jahre 1988 als Bundesverband SATIS von engagierten Studierenden und TierschützerInnen als gemeinnütziger, bundesweit arbeitender Verein gegründet. Um die Tierschutzarbeit an den Hochschulen effektiver zu gestalten und ein Informationsnetz aufzubauen, vereinte er die Aktivitäten vieler studentischer Arbeitsgruppen, die sich damals an ihren Universitäten für ein Studium ohne Tierverbrauch einsetzten. Aufgrund der studentischen Projekte oft begleitenden Fluktuation der Engagierten löste SATIS im Jahr 2000 seine Vereinsstrukturen auf und schloss sich als Arbeitsgruppe dem Bundesverband Menschen für Tierrechte an.

Bereits 1995 zeigte die preisgekrönte „Satis-Studie ´95″ als erste bundesweite Erhebung zum Tierverbrauch und Einsatz von Alternativen im Studium, dass fast jedes Experiment mit Computersimulationen, Filmen oder schmerzlosen Selbstversuchen ersetzt werden kann. 2010 veröffentlichte SATIS das Hochschulranking zur Tierverwendung an medizinischen, biologischen und veterinärmedizinischen Fakultäten deutscher Universitäten. Der neue SATIS-Hochschul-Wegweiser bietet Orientierungshilfe und eine Übersicht, wo komplett tierverbrauchsfrei studiert werden kann oder einzelne Kurse mit Tierverwendung ersetzt wurden oder umgangen werden können.

Leistungen von SATIS

SATIS bietet Beratung, z. B. durch den SATIS-Hochschul-Wegweiser, um von vornherein oder im Verlauf des Studiums den Tiereinsatz zu vermeiden. Es zeigt auf, dass ein Studium der Humanmedizin, Pharmazie und Biologie in Einzelfällen bereits ohne Tierverbrauch möglich ist und präsentiert damit Vorbilder.

Der Leitfaden für Studierende bietet eine schrittweise Anleitung, sich von Übungen mit Tiereinsatz befreien zu lassen. Vorlagen für Befreiungsanträge in den Bundesländern Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Saarland und Thüringen, welche das Verweigerungsrecht gesetzlich verankert haben, stehen zur Verfügung. In Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sollen die Hochschulen ein Studium ohne Tiereinsatz sicherstellen. Aber auch ohne die entsprechenden Klauseln im Hochschulgesetz kann es mit dem stufenweisen Vorgehen gelingen, die tierverwendenden Teile eines Kurses zu ersetzen.

SATIS informiert über innovative tierfreie Lernmethoden, von interaktiver Simulations-Software über Modelle, Videos bis zu Simulationsgeräten, einschließlich Freeware-Alternativen. Unser Kooperationspartner InterNICHE bietet eine zum Teil kostenlose Ausleihe von humanen Lehrmaterialien sowie eine Online-Datenbank zu humanem Lehrmaterial (auch in Deutsch).

SATIS stellt eine Übersicht weiterer Datenbanken, Möglichkeiten für Fördermittel und wissenschaftliche Studien zur Entwicklung, Evaluation und didaktischen Gleichwertigkeit bzw. Überlegenheit humaner Lehrmaterialien bereit.

Tierversuche und Tiertötungen im Studium

Wer z.B. Biologe, Biologielehrer, Arzt oder Tierarzt werden möchte, wird an vielen deutschen Universitäten gleich zu Beginn seines Studiums mit der Verwendung von Tieren konfrontiert. In den Praktika zur Morphologie werden Tiere verschiedener Arten getötet und seziert, um den Aufbau der unterschiedlichen Organisationsformen im Tierreich nachzuvollziehen. In den Kursen der Physiologie, der Lehre von den Lebensvorgängen, werden besonders häufig Organe zuvor getöteter Tiere wie Frösche und Ratten verwendet. Auch Eingriffe und Behandlungen am lebenden Tier werden mitunter durchgeführt, wobei unter anderem Wirbellose wie z. B. Heuschrecken seziert werden. Versuche an Wirbellosen, mit Ausnahme von Kopffüßern, sind nicht anzeigepflichtig und die Versuchspraktiken unterliegen daher keinen Reglementierungen.

Bei der Durchführung von Praktika mit Verwendung von Tieren sind keine neuen Erkenntnisse zu erwarten. Es handelt sich um die Vermittlung und Veranschaulichung längst bekannten Lehrbuchwissens zur Übung. Nach offiziellen Angaben für das Jahr 2018 wurden 55.386 Tiere für die Hochschulbildung, einschließlich der Schulung zum Erwerb, zur Erhaltung oder Verbesserung beruflicher Fähigkeiten, verwendet bzw. getötet [1]. Dabei wurden Wirbellose sowie übriggebliebene Tiere aus Tierversuchen anderer Einrichtungen nicht bzw. nicht nochmals (nach §8a TierSchG) erfasst. Insofern dürfte der tatsächliche Verbrauch weitaus höher liegen.

Begriffsklärung und rechtliche Situation

Unterschieden werden Tierversuche und Tiertötungen. Zu Tierversuchen gehören nach dem deutschen Tierschutzgesetz (§7) nicht nur Eingriffe oder Behandlungen an lebenden Tieren zu Forschungszwecken, sondern auch in der Aus-, Fort- oder Weiterbildung.

Wird demgegenüber ein Tier getötet, um danach Organe oder Gewebe daraus zu entnehmen und diese zu Forschungszwecken oder zur Aus-, Fort- oder Weiterbildung zu verwenden, dann handelt es sich um eine Tiertötung. Das gilt aber nur, sofern zu Lebzeiten des Tieres nichts anderes mit ihm geschieht als seine Betäubung und Tötung auf die schonendste mögliche Weise (z.B. Überdosis Barbiturate).

Egal ob Tiertötung oder Tierversuch, für beide gilt: Sie dürfen nur durchgeführt werden, sofern es nach dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse keine alternativen Lehrmethoden gibt. Diese Voraussetzung gilt auch für den Fall, wenn für den Bildungszweck Organe/Gewebe oder Ganztierkörper zu Präparationszwecken bereits getöteter überzähliger Tiere (z.B. aus Versuchstierhaltungen) verwendet werden. Ob alternative Lehrmethoden vorhanden sind, wird aber in der Praxis viel zu selten geprüft. Somit findet der Einsatz von Tieren zu Lehrzwecken oft rechtswidrig – weil nicht erforderlich – statt. Nähere Informationen befinden sich unter Recht und Gesetz.

Gewissensnot der Studierenden

Einige Studierende lehnen die Verwendung von Tieren aus Gewissensgründen ab. Doch wer sich weigert, an diesen Veranstaltungen teilzunehmen, muss damit rechnen, keinen Leistungsnachweis für das Praktikum zu erhalten. So unter Druck gesetzt, beugen sich die Studierenden oft dem Zwang. Einige geben ihr Studium auf bzw. wählen andere Studienrichtungen, die nicht unbedingt mit ihren Berufswünschen übereinstimmen, um nicht gegen ihre ethische Überzeugung handeln zu müssen. Einige wechseln die Hochschule, wieder andere versuchen sogar auf gerichtlichem Weg, ihr Recht auf Gewissensfreiheit durchzusetzen.

SATIS versteht sich als Informationsplattform und Beratungsinstrument für Studierende, die den Tierverbrauch im Studium ablehnen.

Zeit zum Handeln

Ein Trend zu einer humaneren Praktikumsgestaltung und zur Anerkennung des studentischen Rechtes auf Gewissensfreiheit ist klar erkennbar. Während Jahr für Jahr (auch international) mehr Studierende erfolgreich in bereits reformierten, auf humane Lehrmethoden umgestellten Praktika (siehe SATIS-Hochschul-Wegweiser) ausgebildet werden, beharren Professoren anderer Universitäten weiterhin auf ihren tierverbrauchenden Lehrmethoden.

Durch die zunehmende Kritik an der Verwendung von Tieren in der Lehre und der wachsenden Palette tierversuchsfreier Verfahren hat sich jedoch in den letzten Jahren an den Hochschulen einiges geändert. Versuche an lebenden Tieren wie die Wiederbelebung am offenen Brustkorb von narkotisierten Hunden und Katzen gehören der Vergangenheit an. Im Jahr 1990 verzichteten gerade einmal fünf der 36 humanmedizinischen Fakultäten im Physiologie-Praktikum der Vorklinik gänzlich auf den Verbrauch von Tieren, heute sind es bereits 21 [2]. In den letzten Jahren wurde eine Fülle an verschiedenen humanen Verfahren entwickelt, von schmerzlosen Selbstversuchen, interaktiven Computerprogrammen, Simulatoren, Filmen, Kunststoffmodellen, Plastinationen (in einen plastikartigen, unbegrenzt haltbaren Zustand überführte Tiere oder Organe) bis hin zum Einsatz auf natürliche Weise gestorbener oder aus tiermedizinischen Gründen eingeschläferter Tiere [3].

[1] Jahresbericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft: https://www.bmel.de/DE/Tier/Tierschutz/_texte/Versuchstierzahlen2018.html oder im Detail als pdf (in Englisch):

[2] Siehe SATIS-Hochschul-Wegweiser

[3] Die 2. Auflage des Buches „From Guinea Pig to Computer Mouse“ (2005) beschreibt über 500 Produkte, die für eine fortschrittliche naturwissenschaftliche Ausbildung entwickelt wurden. (in Deutsch als  pdf, in Englisch bei InterNICHE)