Biologie

Die Situation im Biologiestudium ist im Unterschied zu den beiden durch Approbationsordnungen zumindest halbwegs einheitlich geregelten medizinischen Studiengängen sehr unübersichtlich: Zum einen gibt es neben Diplom- und Lehramtsstudiengängen (Primar- und Sekundarstufen I/ II), die neuen Abschlüsse Bachelor of Science und Bachelor of Education, die sich untereinander durch inhaltliche Ausrichtung, Abschlussmöglichkeiten und dementsprechende Qualifikationsnachweise, sowie auch in der Semesteranzahl unterscheiden. Zum anderen ist das Studium innerhalb der verschiedenen Studiengänge an den jeweiligen Hochschulen mitunter sehr unterschiedlich geregelt. Auch die ungleich höhere Zahl der Fakultäten vereinfacht eine Darstellung nicht unbedingt. Zu guter Letzt werden im Hauptstudium auch noch verschiedene Schwerpunkte gesetzt, z.B. Botanik, Genetik oder  Zoologie. Je nach Schwerpunktwahl ändert sich auch die Art der erforderlichen Praktika. Die folgende Darstellung der Versuche beschränkt sich hier auf die minimal geforderte Anzahl an Pflichtpraktika.

Zoologisches Anfängerpraktikum (Präparierkurs)
In der Biologie stehen meist ein Morphologie- und ein Physiologiepraktikum auf dem Lehrplan. Im zoologische Anfängerpraktikum wird eine große Anzahl zu sezierender Tiere aus unterschiedlichen Tierstämmen eingesetzt. Mit fast 40.000 extra für die Präparationen getöteten Tieren pro Jahr weist dieses Praktikum den höchsten Tierverbrauch in den drei Studiengängen auf. Anders ausgedrückt werden über 60 % der tierverbrauchenden Übungen der drei Studiengänge zusammen in diesem Praktikum durchgeführt.

Tierphysiologisches Praktikum
Hier stehen meist die Muskel-Nerv-Versuche an erster Stelle – die in konservativer Form am getöteten Frosch, aber zum Teil auch abgewandelt an Software bzw. Wirbellosen durchgeführt werden. Doch gibt es weitere Versuche, die von mehreren Universitäten gefordert werden, beispielsweise zur Atmung oder zur Messung der Netzhaut-Mikroströme (ERG). Insgesamt ist die Bandbreite zu groß, um ein genaues Bild wiederzugeben. Prinzipiell wird fast alles durchgeführt, angefangen von einfachen Beobachtungen lebender Tiere über verschiedene stoffwechsel-, kreislauf- und bewegungsphysiologische Experimente an „frischtoten“ Tieren der verschiedensten Ordnungen bis hin zu anzeigepflichtigen Eingriffen und Behandlungen wie die Glucoseresorption im Rattendarm.

Zoologische Bestimmungsübungen
In diesem Praktikum, das an fast allen Hochschulen verlangt wird, werden Tiere verschiedenster Tierstämme anhand von Bestimmungsliteratur bestimmt und systematisch eingeordnet. Normalerweise wird hier an Dauerpräparaten (präparierten Tieren) gearbeitet, die allerdings in gewissen Zeitabständen erneuert werden. An einigen Hochschulen werden für dieses Praktikum Tiere wie Insekten oder Mollusken getötet.

Zoologische und ökologische Exkursionen
Diese halbtags bis mehrtägig stattfindenden Exkursionen in verschiedene Biotope sollen die Kenntnisse aus den Zoologischen Bestimmungsübungen in die Praxis führen. Zum Teil werden Lebendfänge beobachtet und bestimmt . Viele Tiere sterben aber durch unsachgemäße Behandlung bei der Nachbestimmung  bzw. ’sachgemäß‘ in Fallen oder Tötungsgläsern.

Zoologische Großpraktika
Besonders für Studierende der Sekundarstufe II stehen im Hauptstudium oft noch morphologische oder physiologische Großpraktika auf dem Programm. Sie unterscheiden sich von den zoologischen Anfängerpraktika nur in der größeren Detailgenauigkeit der Präparationen.

Wahlpflichtpraktika des Hauptstudiums
Die Problematik der Erfassung des Tierverbrauchs in den Wahlpflichtpraktika des Hauptstudiums wurde schon angedeutet. Besonders im Hauptfach Zoologie kann mit den Wahlpflichtpraktika oftmals lediglich zwischen den einen oder den anderen tierverbrauchenden Übungen ausgewählt werden. Tierverbrauchsfreie Ausweichpraktika gibt es meist nicht. Selbst bei einer Spezialisierung auf Verhaltenslehre ist es, aufgrund der damit verbundenen Praktika in anderen Bereichen der Zoologie, oftmals nicht möglich, um Tierverbrauch herumzukommen. Was in den Wahlpflichtpraktika im einzelnen gemacht werden muss, ist sehr verschieden. Die Spannbreite reicht von ethologischen Geländeübungen bis hin zu ersten Annäherungen an die neurologische Primatenforschung.

Weitere Praktika
Neben den beschriebenen Pflichtpraktika werden in allen drei Studienfächern noch weitere Veranstaltungen durchgeführt, in deren Verlauf mit Tierteilen, etwa Organteile, Gewebe, Enzyme, Nukleinsäuren, Zellorganellen, Antikörper etc. gearbeitet wird, für die ebenfalls Tiere gebraucht und getötet werden. So müssen an einigen Hochschulen Biochemie- oder Genetikpraktika durchgeführt werden, die mit Tierverbrauch verbunden sein können.